Sport ist, so sollte man im 21. Jahrhundert fordern dürfen, unabhängig vom Geschlecht. Körperliche Fitness und Gesundheit stehen jedem Menschen ohne Einschränkungen zu. Trotzdem schafft unsere Gesellschaft es nicht, sich von den Klischees der „Männersportarten und Frauensportarten“ zu verabschieden. Frauen sollen eher den ästhetischen Sport treiben. Außerdem geht es bei Frauen immer noch sehr häufig um Sport für die Idealfigur. Dabei gibt es zunehmend Frauen, die sich in sportliche Bereiche wagen, die bisher eher durch Männer besetzt sind. Ein gutes Beispiel ist der Boxsport. Hier befinden sich die Boxerinnen in einer schwierigen Situation. Ein Blick auf männliche Sportler zeigt, dass Boxen mit Attributen wie Power, Stärke, Aggression und Ehrgeiz verbunden wird. Frauen, auf die diese Attribute zutreffen, werden eher als „unweiblich“ gesehen. Die Powerfrau ist nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme, wenn es um deren körperliche Wahrnehmung geht. Von Boxerinnen wird erwartet, dass sie mit den gängigen Frauenbildern brechen. Bedeutet das auch, dass sie anders agieren müssen als ihre männlichen Kollegen? Für eine erfolgreiche Vermarktung ihrer sportlichen Erfolge könnten andere Gesetze gelten als bisher üblich. „Ihre öffentliche Identität darf weder zu feminin noch zu maskulin sein, denn die Vermarktung von Sportlerinnen ist untrennbar mit ihrer Sexualisierung verbunden.“ (Quelle: Heidi Hartmann, 2013, S. 4) Heidi Hartmann schildert weiter in ihrem Buch Frauenboxen in Deutschland: „Ich schildere eine typische Situation, die alle Boxerinnen kennen: Gesprächspartner und -partnerinnen (!) weichen einen Schritt zurück, wenn sie vom Boxengagement erfahren, und reagieren mit dem Satz: ´Oh, da muss ich ja jetzt vorsichtig sein!`.
Auch merkt Hartmann an, dass das Wort „Boxen“ in den Medien offensichtlich den Männern vorbehalten ist. Um auf Frauen im Boxsport hinzuweisen, wird der Begriff „Frauenboxen“ genutzt. (Siehe Hartmann, 2013, Fußnote Seite 3). Das internationale olympische Komitee (IOC) lehnte noch im Jahr 2005 boxende Frauen als Olympiateilnehmerinnen ab. Erst seit 2012 sind boxende Frauen zu den Olympischen Spielen zugelassen. Ein Grund für diese vollkommen verspätete Entscheidung wurde nie angegeben.
Frauen sollten sich von rückständigen Meinungen in der Gesellschaft und der eigenen Umgebung nicht entmutigen lassen. 2018 haben mehr als 6000 junge Frauen und Mädchen mit dem Boxen in einem Verein begonnen. Das ist ein Lichtblick, zumal die Zahl der männlichen Mitglieder stagniert. 2020 gab es somit etwa 8500 registrierte Boxerinnen. Das ist zu wenig. Vielleicht ist Mädchen und Frauen nicht bewusst, wie positiv sich das Boxen auf die Gesundheit auswirken kann. Die folgenden körperlichen Vorteile bringt ein regelmäßiges Training:
· Verbesserung der Beweglichkeit
· Stärkung der Tiefenmuskulatur
· Verbesserung der Kondition
· Förderung der Reaktionsfähigkeit.
Aber nicht nur der Körper profitiert. Auch das Selbstwertgefühl und das Körpergefühl werden gestärkt und verbessert. Und schließlich ist eine Frau, die Boxen kann, in Konfliktsituationen eher in der Lage, sich zur Wehr zu setzen.