Doro Maar (1907 - 1997)

Dora Marr wurde 1907 in Tours als Henriette Theodora Markovitch geboren und starb am 16. Juli 1997 in Paris. Sie war eine gebildete Frau, die Malerei und Fotografie studierte. Dora Maar gehörte in den 30-er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zum engeren Kreis der Surrealisten. Als überzeugte Kommunistin widmete sie einen Teil ihrer Arbeit den Armen, Arbeitern und Obdachlosen, die sie in politisch zu sehenden Fotografien als Motive wählte.

1936 lernte Dora Maar Pablo Picasso kennen. Sie wurde seine berühmteste Muse und Geliebte. Dora stand mit der Mutter von Picassos Tochter Maya in Konkurrenz. Picasso selbst äußerte sich zur Frage seiner Entscheidung für eine der beiden Frauen: „„Ich hatte kein Interesse daran, eine Entscheidung zu treffen … Ich sagte ihnen, sie sollten es unter sich ausmachen.“

1943 trennte sich Picasso von Dora Maar, als er eine 21-jährige Frau kennenlernte. Dora konnte die Trennung nicht verarbeiten und verfiel in starke Depressionen. Sie isolierte sich und gab die Malerei auf. Auch zur Fotografie fand sie nicht zurück. Das Gemälde „Dora mit Katze (Dora Maar au chat), das Picasso von seiner Muse malte, ist eines der fünf teuersten Gemälde der Welt und wurde 2006 für mehr als 75 Millionen Euro verkauft.

Dora Maar war eine von vielen Frauen Picassos. Er galt als genialer Maler und großer Künstler und als ein Macho. Über Frauen sagte Picasso: „Frauen sind entweder Göttinnen oder Fußabtreter.“ Er soll seine Geliebten schlecht behandelt haben und dennoch himmelten sie ihn an. Picasso erwartete von den Frauen viel mehr, als er selbst zu geben bereit war. Wie kam es, dass gebildete und intelligente, begabte Frauen wie Dora Maar sich derart von seiner Zuneigung abhängig gemacht haben? Und wie viel Dora Maar steckt vielleicht in jeder von uns Frauen? Wie kommt es, dass manchen Frauen die Gunst von Männern so viel bedeutet? Wenn wir das Leben von Picasso betrachten, dann wimmelte es dort von Frauen, die augenscheinlich nicht ohne ihn leben wollten. Die Mutter seiner Tochter Maya wurde von ihm verlassen und lebte danach in selbst gewählter Abstinenz von der Gesellschaft. Seine erste Ehefrau Olga verzehrte sich nach ihm, bis sie einsam starb. Dora wurde schwer krank, nachdem Picasso sich getrennt hatte und seine zweite Ehefrau beging nach seinem Tod Selbstmord. War Picasso so ein toller Typ? Ich glaube nicht. Ich denke eher, dass es vielen Frauen so geht wie den Frauen Picassos. Gesellschaftlich wurde bis ins 16. Jahrhundert hinein noch diskutiert, ob Frauen überhaupt Menschen seien. Bis heute stehen Frauen in der Realität noch nicht die gleichen Rechte zu wie den Männern. Frauen gelten oft als die „kleineren“ Menschen. Väter dürfen ihre Kinder verlassen, Mütter nicht. Männer dürfen sich versorgen, bekochen und pflegen lassen, wenn sie verheiratet sind, Frauen werden in solchen Fällen eher bestaunt. Die Gleichberechtigung ist in der Theorie vollzogen, in der Praxis aber ganz und gar nicht. Männer und Frauen werden nicht mit den gleichen Augen gesehen und das wirkt sich aus. Frauen können das Gefühl entwickeln, einen Mann zu brauchen. Das kann bis zu einer Beziehungssucht führen. Ohne Mann fühlen manche Frauen sich nicht vollständig. Wenn diese Art von Abhängigkeit, hervorgerufen durch einen unbewussten Minderwertigkeitskomplex, das Leben bestimmt, kann sich die Frau nicht entfalten und entwickeln. Die Abhängigkeit wird größer und die Verletzungen durch den Partner werden schlimmer. Es gibt keinen Selbstschutz und keine Eigenständigkeit mehr. das ist übrigens auch auf männliche Menschen zutreffend. Nur durch eine gewisse Autonomie und Selbstbestimmung kann ein Mensch das Selbstwertgefühl bilden, dass er für ein Leben ohne Sucht und Abhängigkeit braucht. Um ungesunde Abhängigkeit zu verhindern, sollten Frauen und Mädchen in eine stärkende Solidarität miteinander eintreten. Frauen und Mädchen sollten lernen, sich Anerkennung zu zollen und einander zur Seite zu stehen, damit Machos wie Picasso als Partner und Lebensgefährte nicht mehr in Frage kommen.