Esther Bejarano (1924 - 2021)

Esther Bejarano war eine deutsche Jüdin und Holocaustüberlebende. Sie wurde am 15. Dezember 1924 als Esther Loewy im damals noch französischem Saarlouis geboren. Als jüngstes Kind des Kantors und Lehrers Rudolf Loewy und seiner Frau Margarete wuchs sie behütet auf, bis sich die Lage ab 1935 nach Rückgliederung des Saarlandes in das Deutsche Reich für die jüdische Familie verschlechterte.

Esther Bejarano befand sich im Vorbereitungslager für ihre Auswanderung nach Palästina, als im Juni 1941 alle Auswanderungslager von den Nationalsozialisten geschlossen wurden. Über Zwischenstationen wurde sie am 20. April 1943 nach Auschwitz deportiert und dort als Akkordeonspielerin im Mädchenorchester von Auschwitz verpflichtet. Das Häftlingsorchester spielte am Tor zum Ein- und Ausmarsch der Arbeitskolonnen und war zu Privatkonzerten für SS-Mannschaften verpflichtet. Trotz der Verschonung von der körperlich schweren Zwangsarbeit und besseren Essensrationen erkrankte sie unter den Lagerbedingungen schwer an Typhus, Keuchhusten und Avitaminose. Im November 1943 wurde sie ins KZ Ravensbrück verlegt und leistete im Siemenslager Montagearbeiten. Während der Todesmärsche zum Ende des Krieges gelang ihr zwischen Karow und Plau am See in Südmecklenburg die Flucht.

Erst nach der Befreiung am 3. Mai 1945 durch US-amerikanische Truppen erfuhr sie von der Ermordung ihrer Eltern 1941 durch die Nationalsozialisten in Kowno und ihrer Schwester 1942 in Auschwitz. Sie hatte keine Verwandte mehr in Deutschland und wanderte im September 1945 nach Israel aus.

Im 23. Januar 1950 heiratete Esther Loewy den Lastwagenfahrer Nissim Bejarano. Ihre Tochter Edna kommt am 16. Mai 1951 zur Welt, ihr Sohn Joram am 2. Dezember 1952.

Persönliche und politische Gründe führten die Familie 1960 zurück nach Deutschland.

Seit den 1980er-Jahren setzte sich Esther Bejarano aktiv gegen das Vergessen ein. Das von Frau Bejarano 1986 gegründete Auschwitz-Komitee für die Bundesrepublik Deutschland organisiert bis heute Bildungsreisen in ehemalige Konzentrationslager und Zeitzeugengespräche in Schulen. Sie trat als Sängerin auf und veröffentlichte mehrere Alben, u. a. auch gemeinsam mit ihren Kindern, mit Liedern aus dem Ghetto und jüdischen sowie antifaschistischen Liedern.

Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen für ihre Arbeit und das politische Engagement gegen das Vergessen und für ein Verständnis zwischen den Kulturen.

Am 10. Juli 2021 starb Esther Bejarano geborene Loewy. Sie wurde neben ihrem Mann auf dem jüdischen Friedhof Ilandkoppel in Hamburg beigesetzt.

Esther Bejarano: Wir leben trotzdem!

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