Niki de Saint Phalle (1930 - 2002)

(AM) Wer kennt nicht die bunten, üppigen Nanas, diese sehr weiblichen, fröhlichen Figuren, mit denen sich Niki de Saint Phalle mit der Rolle der Frau künstlerisch auseinandersetzte. 
Nicht nur mit den Nanas erregte de Saint Phalle mit ihrem künstlerischen Schaffen Aufsehen. Um 1955 schuf sie Bilder, indem sie auf mit Farbbeuteln bestückte Leinwände mit einem Gewehr schoß, die Farbe ergoß sich dann über die Leinwand. Mit dieser recht aggressiven Schaffensweise von Kunst verarbeitete sie die Wut auf ihren Vater, der sie als Kind sexuell missbrauchte und die Männer allgemein. 
Geboren wurde Niki de Saint Phalle 1930 in Frankreich. Sie besuchte eine Klosterschule, heiratete mit 18 Jahren und bekam zwei Kinder. Die Ehe scheiterte und de Saint Phalle verbrachte aufgrund eines psychischen Zusammenbruchs einige Zeit in einer psychiatrischen Anstalt. Sie begann künstlerisch zu arbeiten, um mit ihren Traumata und Ängsten umgehen zu können. 
1951 geht sie nach Paris, wo sie 1955 den Künstler Jean Tinguely kennenlernt. Sie gehen eine Beziehung ein, heiraten auch später. Tinguely inspiriert sie, sie haben gemeinsame Projekte und er bringt sie zur Künstlergruppierung der „Nouveau Rèalistes“. 
Ihre Nanas formt Niki de Saint Phalle ab 1964. Für das Moderna Museet in Stockholm schuf sie eine liegende Nana, diese ist 29 m lang und die Besucher können sie durch die Vagina betreten. Die Nanas werden 1974 in Hannover ausgestellt, drei Figuren sind, am Leineufer stehend, heute ein Wahrzeichen Hannovers. 2000 übereignete Niki de Saint Phalles 300 ihrer Werke dem SprengelMuseum in Hannover. 
In der Toskana schuf sie den „Tarot-Garten“, einen Garten, der mit Nanas und Phantasiefiguren, Grotten und Wandmosaiken gestaltet ist. 
1994 zieht sie sich auf ärztliches Anraten in das milde Klima Kaliforniens zurück. Durch die 
jahrzehntelange Arbeit mit giftigen Dämpfen leidet sie an schweren Atemwegserkrankungen. Ihre letzte große Werkserie, die Explodierenden Bilder, widmet sie ihrem 1991 verstorbenen Mann Tinguely. 2002 stirbt Niki de Saint Phalle in San Diego. 
Niki de Saint Phalle – eine Autodidaktin, die enorm produktiv und in der Lage war, alles was ihr im Leben widerfuhr, künstlerisch umzusetzen. Die künstlerischen Darstellungsformen boten ihr ein Ventil für ihre Empfindungen. Ihre Nanas sind zu einem  Symbol für weibliche Stärke und Selbstbewusstsein geworden.


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