(STG) Hedwig Dohm war die Großmutter von Katia Mann. Sie hat nicht nur geschrieben, sie war auch eine der ersten Frauen, die darauf hinwiesen, dass unterschiedliches Verhalten bei Männern und Frauen keine biologischen sondern vor allem soziale Ursachen hat. Hedwig Dohm ist eine meiner liebsten Frauen aus unserer Autorinnengeschichte. Seit ich ihr im Rahmen einer Recherche zum ersten Mal begegnet bin, frage ich mich, wie eine so starke und "frauenbewusste" Großmutter eine Enkeltochter haben konnte, die ihr Licht dermaßen unter den Scheffel des Ehemannes stellte, wie Katia Mann es scheinbar tat.
Hedwig musste bereits mit 15 Jahren die Schule verlassen. Ihr Wissen eignete sie sich überwiegend autodidaktisch an. Sie behielt trotz der Ehe mit Ernst Dohm und als Mutter von fünf Kindern ihren Anspruch an sich selbst und an die Entwicklung ihres Intellekts. Sie verfasste bissige und für ihre Zeit sehr mutige Schriften gegen das Patriarchat. Später schrieb sie Novellen und Romane. Was mir am besten von Hedwig Dohm gefällt, sind die Streitschriften. Ihre Logik, die schneidende Intelligenz und die freche Art, nichts zu verschleiern, kann ich immer wieder nur mit Bewunderung wahrnehmen.
Der Anspruch, mit dem sie sich selbst begegnete, ist für mich vorbildhaft. Sie hat sich über „man darf doch nicht“ oder „das kann man nicht“ einfach hinweggesetzt, hat Grenzen gesprengt und Horizonte erweitert. Hedwig Dohm gehört für mich zu den Personen, die unbedingt in den Schulen behandelt werden sollten. Ihr Beispiel würde sicher vielen jungen Frauen Mut machen, ihren eigenen Weg zu suchen.
Ihre Ehe mit dem ebenfalls sehr erfolgreichen Ernst Dohm zeigt, dass Frauen und Männer sehr wohl gleichberechtigt nebeneinander stehen können ohne sich gegenseitig Konkurrenz machen zu müssen.
Jedes gängige Frauenklischee wird mit Hedwig Dohm widerlegt. Diese große Frau darf auf keinen Fall vergessen werden.
Hedwig Dohm: Biografische Daten
geboren am 20. September 1831 in Berlin, gestorben am 1. Juni 1919 in Berlin
1853 Eheschließung mit Ernst Dohm
1854 bis 1860 Geburten ihre fünf Kinder
1867 Erste Veröffentlichung: „Die spanische National-Literatur in ihrer geschichtlichen Entwicklung“
ab 1870 feministische Bücher und Essays
1883 verwitwet
ab 1870 feministische Bücher und Essays
ab 1884 Novellen und Romane, politische Essays für Frauenrechte, Pazifismus
Highlights: „Die Antifeministen“ (1902), „Die Mütter“ (1903).
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